Bürokratie und ihr inhärentes Versagen

Die gesellschaftliche Debatte um einen generellen Bürokratieabbau, eine der großen Reformherausforderungen der Neuzeit nimmt immer mehr Fahrt auf. An allen Stellen nimmt die Belastung der Bürger / Unternehmen zu, dem Staat Leistungen kostenlos zuzuführen, die von den Betroffenen nicht, anders oder effizienter gewünscht werden.

Allgemein kann die Organisation, Steuerung und Durchführung von Aufgaben, die zur Planung, Umsetzung und Kontrolle von Prozessen notwendig sind als Verwaltung bezeichnet werden. Bürokratie als die Herrschaft der Verwaltung ist die Erhöhung der Verwaltung zur Staatsräson. Dies ist erst einmal per se nicht negativ, deshalb kann Bürokratie, bei richtiger Anwendung, mit vielen Vorteilen verknüpft sein und es gibt gute Gründe, gewisse Bereiche des Lebens zu formalisieren und zu standardisieren. Wird die Bürokratie aber übermächtig, kehren sich die Vorteile in Nachteile um. Wie kann es dazu kommen?

Grundsätzlich setzt eine effiziente Verwaltung tiefe Kenntnisse der zugrundeliegenden Prozesse und deren Prozessabhängigkeiten voraus, von Formalisierungsmöglichkeiten und Formalisierungsbeschränkungen in den Prozessbereichen einmal zu schweigen. Sind diese Kenntnisse ungenau, fehlerhaft oder zu wenig Prozessübergreifend, so wird etwas unvollständig und chaotisch formalisiert, was schlimmer ist, als es nie formalisiert zu haben.

Es wird die Flexibilität der Handlung eingebüßt ohne eine Handlungssicherheit und ein schnelles Ergebnis erreichen zu können. Das vermeintlich Positive der Bürokratie kehrt sich in das denkbar schlechteste Negative der realen Welt um. Kompliziert, unflexibel, teuer, langsam, ineffektiv und letztendlich ungewollt. Je komplexer die Prozesse und die Prozesszusammenhänge, um so schwieriger wird eine effiziente Bürokratie, um so wahrscheinlicher wird das endgültige Scheitern.

Wo genau hapert es in der überbordenden Bürokratie der EU und der Nationalstaaten, hier konkret Deutschlands? Es wird zu viel, zu kleinteilig, an den falschen Stellen und ohne Effektivitätskontrolle reguliert, drangsaliert und sanktioniert. Bürokratie sollte immer die finalen Ziele, die Messung dieser Ziele und die Kosten der Messung / Umsetzung im Blick haben. Wird das Ziel eines Verwaltungsprozesses nicht, zu langsam oder mit einem zu geringen Nutzen erreicht, so gilt es diesen Verwaltungsprozess zu verbessern.

An einem Verbesserungsprozess ist dann nichts auszusetzen, wenn der Initialprozess schon 80% seiner Wirkung erreicht. Bleibt aber der Initialprozess bei 20-30% stecken, erhöhen sich die Kosten für alle Teilnehmer exponentiell ohne das ein Verbesserungsprozess sinnvoll nachschärfen könnte. Die Lücke zu den 100% ist einfach zu groß.

Das ist das Kernproblem der deutschen Bürokratie: Sie landet meist bei so geringen Zielerreichungszahlen, das sie niemandem hilft, alle lähmt und kostet ohne einen komparativen Wettbewerbsvorteil für die der Bürokratie unterworfenen zu bringen. Das schlechteste aller möglichen Welten. Die Bürokratie macht einseitig die Bürokraten und deren Helfershelfer zufrieden und stört die gesellschaftliche Harmonie auf das Schwerste.

Diese Art der Bürokratie ist der sichere Weg in den Untergang.