Expertise oder die Wahl der Volksvertreter

Das passive Wahlrecht besagt, das sich jeder wählen lassen darf, der ein gewisses Alter und die deutsche Staatsbürgerschaft inne hat und dem wegen politischer Straftaten das Wahlrecht nicht entzogen wurde.

Dieser Mindeststandard schließt Retardierte, Psycho- und Soziopathen, Fanatiker und Eiferer nicht aus, solange sie nicht „politisch“ straffällig wurden. Und die Kontrollen der Straffälligkeit sind extrem lax. Und genau hier liegt das Problem: Bei einem solchen quasi nicht vorhandenen Standard werden genau die ungeeigneten Personen von der Politik angezogen, die es qua Fähigkeiten nie hätten werden dürfen.

Eine Demokratie kann nur dann funktionieren, wenn es die Besten dazu drängt in der Gesellschaft einen Beitrag zu leisten. Und die Besten müssen einerseits ausgewählt werden, es muss also ein Bewertungsstandard existieren, der die angehenden Politiker auf Gegeignetsein überprüft und andererseits müssen die Besten ein positives Interesse haben, der Gesellschaft und den Mitmenschen zu dienen.

Welche Standards zu gelten haben, könnte von geeigneten wissenschaftlichen Instituten einerseits in Rückkopplung mit einem Volksentscheid andererseits festgelegt werden, so das demokratisch / fachlich / wissenschaftlich die Grundlage zur Filterung von Geeigneten und Willigen gelegt wird.

Auch hier sollte gelten: Je höher die Ämter, um so höher die Standards, die erfüllt werden müssen. Es reicht hier nicht, die Mindeststandards zu erfüllen und danach 20 Jahre der Kofferträger eines Narzissten gewesen zu sein, um sich für ein hohes Landesamt qualifiziert zu haben.

Ob sich dann noch Willige finden, die die Standards erfüllen und gleichzeitig bereit sind für ein symbolisches Gehalt zu arbeiten (aktuelle Bezüge von Parlamentariern können als symbolisch angesehen werden) ist eine Frage der gesellschaftlichen Wertschätzung.

Menschen die sich durch herausragendes politisches Wirken eine Reputation geschaffen haben, werden nach Ihrer politischen Karriere diese Reputation bestimmt monetisieren können. Und ob dies dann der einzige Motivationsgrund wäre, wäre abzuwarten.

Sollten sich wieder erwarten keine passenden Anwärter auf die politischen Ämter finden, sei es wegen fehlender Qualifikation oder fehlender pekuniärer Motivation, so könnte das Ergebnis ohne Volksvertreter nicht schlechter sein als in der modernen Berliner Republik, in der durch blinden Aktionismus der Gesellschaft mehr geschadet wird, als es ein Nicht-Tun jemals könnte.