Gerne werden Kritiker des aktuellen demokratischen Systems als Demokratiefeinde, Demokratiegegner oder Antidemokraten dargestellt. Dabei wird vergessen, das sachliche, begründete Kritik Missstände aufzeigt, die behoben werden sollen oder müssen und zu einer verbesserten, wehrhafteren Demokratie führen können. Bei vielen möglichen Ausprägungen einer Demokratie muss das Herrschaftssystem nicht gewechselt werden, um eine Verbesserung zu erzielen.
Eine Kritik an der aktuell herrschenden Demokratie bedeutet nicht, gegen Demokratie zu sein, sondern gegen die aktuelle Ausprägung und Umsetzung. Das reflexartige Verdammen der aktuellen Politik gegenüber Ihren Kritikern wirft ein Licht auf das dort zu Grunde liegende Gedankengut. Ein gefährliches Gedankengut.
In der Politik wird seit bestehen der Nachkriegsdemokratie keine Verbesserung, Evolution oder Reform in Erwägung gezogen, sondern eine Konservierung des Status Quo, wie ungenügend dieser auch ist. Es ist Mittel dieser Politik, die eigenen Handlungen als das Gegenteil vom tatsächlichen zu verklären. Was in vielen Teilen hervorragend gelingt. Je länger aber sich verfilzte Machtstrukturen erhalten, um so wahrscheinlicher wird ein Tiefer Staat, der per se undemokratisch ist.
Die aktuelle Berliner Demokratie hat keinerlei eingebaute Schutzmechanismen einen tiefen Staat, einen Staat im Staat zu verhindern. Niemand kontrolliert von der Regierung im Graubereich der Executive und interpretierten Legislative umgesetzte Maßnahmen, die niemals von der Judikative geprüft und beurteilt werden, ja das Licht der Öffentlichkeit unter Begründung der Staatsräson scheuen.
Demokratie heisst nicht, nur einmal in 4 Jahren ein Kreuz auf einem Zettel zu machen, der keine Alternative enthält. Hier macht das Unwort Alternativlos ausnahmsweise einmal Sinn. Es ist erschreckend, welche Ansammlung an Unvermögen sich in unseren Parlamenten, Landes, Bundes und Europaparlament, tummeln.
Die Annahme es sei nicht Unvermögen, sondern böswillige Absicht ist nicht minder verstörend. Es wird Zeit, das Versprechen der Gründerväter der Bonner Republik einzulösen: Wiedervereinigung in freier Selbstbestimmung des gesamten Deutschen Volkes. Diese historische Chance wurde bewußt 1990 verspielt und kann heute nur unter enormen Anstrengungen korrigiert werden.
Weder hatte das gesamte Deutsche Volk, noch in freier Selbstbestimmung die Bedingungen der Wiedervereinigung festgesetzt. Es war eine Handvoll westlicher Volksvertreter, die die Bedingungen für das gesamte Volk ohne Volksentscheid und demokratische Legitimation festgelegt haben. Die Wiedervereinigung war deswegen weder frei, noch selbstbestimmt, noch vom Volke. Es war das eklatanteste Demokratieversagen der Neuzeit.
Dieses zu korrigieren obliegt aber nicht unseren Parteien in der korrumpierten Parteiendemokratie, die mehr an Machterhalt als an Gemeinwohl interessiert ist. Es wird Zeit, die deutsche Demokratie basisdemokratischer zu gestalten. Wichtige Themen müssen via Volksentscheid direkt vom Volk und nicht nur von dessen Vertretern entschieden werden.
Ein gutes Beispiel liefert das Schweizer Demokratie-Modell. Es geht auch demokratischer.